Island Teil 1

 

Als Idee im November entstanden, standen wir dann Mitte Februar zu dritt am Frankfurter Flughafen. Max, ein guter Freund und Fotografenkollege den ich schon ein paar Jahre kenne und mit dem die Idee entstanden ist, Maik, den ich bis dato nur von unseren Planungstelefonaten kannte und meine Wenigkeit. Unser Handgepäck rappel voll mit Fotoequipment und wir voller Vorfreude. Was haben wir die letzten Wochen und besonders Tage gezittert. Fast täglich kam eine Unwettermeldung aus Island und meistens wurden fast alle Straßen für mehrere Stunden oder sogar Tage gesperrt. War es vielleicht doch zu naiv im tiefsten Winter die ganze Ringstraße bereisen zu wollen?

Tatsächlich war ich diejenige in unserer Gruppe gewesen, die versuchte immer wieder positiv zu denken und die Jungs zu beruhigen. Und siehe da, die Vorhersage für unseren Zeitraum wurde täglich besser.

Da ich ungern auf einen Fensterplatz im Flieger verzichten wollte, saß ich eine Reihe hinten den Beiden. Zu unserem Glück wie sich später heraus stellte, denn neben mir saß ein netter Isländer der uns für eine Tour auf sein Boot einlud.

Als wir in Keflavik landeten schneite es leicht, aber nicht zu vergleichen mit dem was hier in den letzten Tagen so los war. Wir holten unseren Mietwagen ab und machten uns auf den Weg nach Reykjavik, wo wir unsere erste Nacht verbrachten. Den ersten Abend schlenderten wir noch durch die Gassen der Stadt, auf der Suche nach einer günstigen Möglichkeit essen zu gehen.

Am nächsten Morgen starten wir früh in Richtung Snaefells Halbinsel, für den Nachmittag war noch ein vorerst letztes Unwetter gemeldet. Wir hätten auf der knapp 2 Stündigen Fahrt am liebsten fast alle fünf Meter angehalten, so fasziniert waren wir von der schönen Isländischen Landschaft die an uns vorbei zog. Aber die Isländischen Unwetterwarnungen sollte man besser ernst nehmen, deshalb beschränkten wir uns auf zwei kurze Stops. Beim ersten verliefen wir uns direkt im tiefen Schnee und als wir den Pfad auf der ganz anderen Talseite wieder entdeckten, ungefähr 1 km Luftlinie entfernt, entschieden wir uns lieber umzudrehen. Der Wasserfall wäre mit Sicherheit ganz nett gewesen, war aber für uns alle jetzt nicht ganz so wichtig wie der berühmte Kirkjufell. Im nächsten Ort deckten wir uns im Spar erst einmal mit Lebensmitteln ein. Neben der Fotoausrüstung haben Tütensuppen, Pasta u.ä. sicher den meisten Platz in unserem Gepäck eingenommen, aber ein paar frische Lebensmittel fehlten uns noch. Man merkt schon, wir waren, was das Essen betrifft, eher lowbudget ausgerichtet auf dieser Reise.

Schon auf den letzten Kilometern zum Kirkjufell verschlechterte sich das Wetter zunehmend. Es schneite immer mehr und der Wind nahm zu. Trotzdem waren noch einige Leute am Kirkjufell, der immer mehr im Schneegestöber verschwand. Wir hielten den Fotostop hier so kurz wie nötig und machten uns dann auf zu unserer Unterkunft.

Eine gemütliche kleine Holzhütte in der wir es uns den Nachmittag über gemütlich machten, während es draußen immer mehr stürmte. Michaela und Timo wagten trotzdem, fürs Abendessen, den Weg zu uns raus. Die Beiden würden sich morgen, ganz heimlich, hier in einer kleinen Kirche das Ja-Wort geben und wir dürfen dabei sein!

Die ganze Nacht stürmte es draußen noch und der Wind pfiff an den Hauswänden vorbei, fast schon ein bisschen gruselig. Am nächsten Morgen dann aber kaum noch eine Spur von dem Unwetter der letzten Nacht.

Am Vormittag durften wir die wunderschöne kleine Intime Hochzeit von Michaela und Timo begleiten und ließen den Beiden frisch verheirateten im Anschluss wieder ihre Zweisamkeit. Für uns ging die Reise dann sofort weiter. Wir fuhren einmal um die Snaefells Halbinsel rum und hielten wo es uns gefiel. Mit +2 Grad war es heute auch noch wärmer als erwartet, wenn da nur nicht dieser eisige Wind gewesen wäre.

Wir trafen kaum auf andere Reisende und als wir die Halbinsel in Richtung Norden verließen, wurden die Straßen immer einsamer. Es war schon dunkel als wir in unserer nächsten Unterkunft eintrafen. Maik und Max waren beide mit Polarlichtapps ausgestattet und als diese am Abend aufzeigten das wir, zumindest in der Stärke 2, Polarlichter draußen haben, stürmten wir sofort raus. Umso enttäuschender, als wir feststellten dass in dieser schwachen Intensität die Polarlichter nichts weiter als weiße schliere am Himmel sind. In der Kamera zwar grün, aber für uns nicht annähernd so magisch wie wir uns unseren ersten Polarlichtermoment vorgestellt haben. Ihr wisst schon, schillernde Farben am Himmel die über deinem Kopf tanzen und dir den Atem rauben. Es blieben uns ja aber noch weitere Nächte, also abwarten.

Wir setzten unsere Reise in den Norden fort, hier wollten wir uns den Hvitserkur anschauen. Als wir ankamen waren wir die einzigen auf dem vereisten Parkplatz und wir bereuten es von der ersten Sekunde an nicht ein Auto mit Spikes genommen zu haben. Unten am Strand wurden wir dann von dem gegenüberliegenden Ufer von Robben beobachtet. Einige schwammen auch in unsere Richtung, aber die Neugier war nicht groß genug um aus dem Wasser zu kommen. Weiter hinten am Strand konnte man dann den Hvitserkur Felsen sehen. Mittlerweile hatte es angefangen zu schneien und auch wenn es so aussah als wäre der Felsen in der Nähe gewesen, sind wir doch ein ganzes Stück gelaufen. Deshalb entschieden wir uns auch für den steileren Aufstieg zum Parkplatz der direkt hier war. Mit Tiefschnee nicht die einfachste Lösung, aber wir haben es alle drei hoch geschafft. Weiter ging unsere Fahrt immer der Küste entlang. Auf dem Weg nach (das wo wir Boot fahren waren) lag noch eine süße kleine Kapelle umgeben von einem Graszaun. Sah sehr urig und auch irgendwie romantisch aus.

Die Luftfeuchtigkeit in unserem Auto stieg an, das ganze Armaturenbrett war voll mit unseren Mützen, Handschuhen und Schals in der Hoffnung, dass das Gebläse sie bis zum nächsten Stop wieder trocken bekommen hat. Gegen späten Nachmittag traffen wir dann endlich in Siglufjördur bei Saevar ein, der im Flieger neben mir saß und uns auf eine Bootstour eingeladen hat. Wir fuhren ein bisschen im Fjord herum, raus aus dem Fjord konnten wir leider nicht da die See draußen immer noch etwas unruhig war. Aber dass mussten wir gar nicht unbedingt, schon hier war es einfach traumhaft schön. Und was für ein Glück wir bitte hatten das uns ein Isländer, dem wir völlig fremd waren, einfach einlud. Das spricht doch nur für die Isländer :)

Für uns lag nach dem Ausflug aber noch ein bisschen Strecke an, bisher zog Max es durch zu fahren, sodass ich meiner Lieblingsbeschäftigung bei Roadtrips nachgehen konnte: Bilder der vorbeiziehenden Landschaft einfangen. Maik durfte aus Versicherungsgründen nicht fahren und musste deshalb die Rückbank hüten. Angekommen in Akurery quartierten wir uns hier für 2 Nächte bei Gudmundur ein. Ein herzlicher alter Mann, der selbst einige Jahre, der Liebe wegen, in Deutschland gelebt hatte und nun seine Liebe zu seiner alten Heimat wieder entdeckt hat.

Da das Wetter noch so unbeständig war, als wir im Westen waren, konnten wir dort kein Whalewatching machen. Das wollten wir jetzt im Norden aber nach holen. Ganz erschrocken mussten wir feststellen, das wir so kurzfristig in Akurery keine Tour mehr buchen konnten. Doch glücklicherweise fand Maik, etwas nördlich von Akurery, in Dalvik noch eine Tour für uns. Max und ich waren voller Vorfreude, für uns war es das erste mal Whalewatching. Wir packten uns extra dick ein, bekamen aber vor Ort noch dicke Overall zum drüber ziehen. Wir fühlten uns wie dicke blaue Michelin Männchen, aber die Kombi aus Winterjacke mit Overall drüber machte sich bezahlbar. Uns war keine Sekunde lang kalt.

Mit dem Boot ging es raus aufs Meer und dann hieß es ausschaut halten. Nach einer guten halben Stunde entdeckten wir dann zwei Buckelwale. Erst noch in weiter ferne wo wir nur Schwanzflossen und Fontänen sahen. Später schwamm der eine direkt neben unserem Boot. Das Gefühl, so ein mächtiges Tier aus nächster Nähe zu sehen, war unbeschreiblich. Ich bekomme jetzt noch Gänsehaut wenn ich daran denke wie ich diesem schönen Tier direkt in die Augen schauen konnte. Das war der Moment wo Wale es auf die Liste meiner Lieblingstiere schafften.

Auf dem Rückweg zum Hafen hielten wir noch an einer Stelle um Kabeljau zu angeln, welcher dann direkt filetiert wurde und an Land dann auf den Grill kam. Ich bin absolut kein Fisch Fan, schmeckt mir einfach nicht. Aber ich probiere neue Sachen immer aus und überraschenderweise schmeckte dieser frische Fisch mit etwas Zitrone und Kräutern überhaupt nicht nach Fisch und sogar richtig lecker. Es lohnt sich also ab und zu mal Sachen einfach zu probieren.

Den Abend verbrachten wir in unserer Airbnb, unterhielten und mit Gudmundur und schmiedeten Pläne für die nächsten Tage. Am nächsten Morgen starteten wir früh. Wir wollten zum Sonnenaufgang am Godafoss sein. Ein wunderschöner Wasserfalls hier im Norden. Hier machten sich auch unsere Spikes das erste mal bezahlt und ich würde niemanden empfehlen sich ohne auf die Eisflächen rund um den Wasserfall zu begeben. Mit den Spikes ein Kinderspiel. Während die Jungs sich für den Sonnenaufgang positionierten, schlenderte ich ein wenig um den Wasserfall herum und auf die andere Seite. Mit den ersten Sonnenstrahlen fing das Wasser gold zu glitzern an. Übrigens der erste Ort wo wir auf viele andere Reisende trafen, die letzten Tage waren wir meistens ganz unter uns gewesen.

Unsere Fahrt ging weiter Richtung Osten. Wir hielten wo es uns gefiel. Unter anderen beim Hverir und dass war einer der Momente wo ich froh über meine Erkältung war und alles nur abgeschwächt roch. Denn hier roch es richtig übel nach Schwefel. Dementsprechend hielten wir den Fotostop so kurz wie nötig um wieder gute Luft atmen zu können. Nächster Halt: Dettifoss. Ein weiterer von vielen beeindruckenden Wasserfällen Islands. Unsere heutige Unterkunft war ein richtiges Highlight für mich, auf der Koppel neben unserer Blockhütte lebte eine Gruppe Islandpferde die unserer Airbnb Besitzerin gehörten und sie erlaubte uns zu den Pferden zu gehen. Während ich mit den Pferden kuschelte nahm die Begeisterung der Jungs immer mehr ab um so neugieriger die Pferde wurden. Irgendwann sah ich sie nur noch von der Koppel rennen und zwei neugierige Jährlinge hinterher galoppieren. Sehr amüsant für mich in dem Moment, die Beiden hatten aber erst einmal genug von Pferden.

Die Nacht blieb wieder Aurorafrei und so setzten wir am nächsten Morgen unsere Reise an die Ostküste fort. Einsame Straßen, wunderschöne Landschaften die an uns vorbei strichen und eine heiße Quelle ganz für uns. Das Highlight waren aber tatsächlich die wilden Rentiere die wir nach einer Weile entdeckten. Hier im einsamen Osten fühlte sich Island so wild, so rau und unberührt an. Wir waren verliebt in diese Insel.